Montag, 28. Dezember 2015

Stille Nacht

Ich drängle mich zwischen einem der Drei Weisen und ein paar Kurrendekindern hindurch, schleiche die enge Treppe neben der Orgel hinunter, grüße kurz einen Engel mit gelockten Haaren und erreiche endlich den Hinterausgang der Kirche. Mein Kreislauf hat mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht und mich die alljährliche Christmette kein bisschen genießen lassen. Ich sauge die frische, kühle Luft in mich auf und spüre, wie mein Kopf langsam wieder klar und ruhig wird. Ich laufe eine Runde über den traditionell geschmückten Marktplatz und lasse all die Anspannung und die Erwartungen der letzten Tage von mir abfallen. Ich genieße die Stille der Nacht, in der kein Mensch außer mir unterwegs zu sein scheint.
Als ich wieder in Richtung Kirche gehe, fühle ich mich wie eine weitgereiste Fremde, die an Heiligabend ganz allein in meinem kleinen Heimatdorf ankommt. Das alte Gebäude strahlt eine Festlichkeit und Wärme aus, die sich auf mich überträgt. Und als die Gemeinde dann beginnt, "Stille Nacht" zu singen, breitet sich in mir ein Gefühl von Frieden aus, das mich im Inneren der Kirche an diesem Abend nicht erreicht hätte. Ich lausche der schönen Melodie, beobachte die vom Vollmond hell beleuchteten Wolken und schwanke zwischen dem Wunsch, dieser Gemeinschaft wieder zuzugehören und dem Gefühl, diesen Zauber nicht stören zu wollen. Mit dem letzten Orgelton meines Lieblingsweihnachtliedes laufe ich langsam nach Hause. Und obwohl mein Glaube in den letzten Jahren immer schwächer geworden ist, bin ich dankbar für solche Momente und die Art und Weise, in der er mich geprägt hat.


Mittwoch, 23. September 2015

Selam!

Ich stehe mit meinem selbstgebackenen Kuchen vor dem Flüchtlingsheim. Ich bin aufgeregt, weiß nicht genau wo ich hin muss. Vor dem Eingang stehen rauchende, dunkelhäutige Männer in den Dreißigern und mustern mich. Ich hole tief Luft und spreche den erstbesten an. „Ist hier der Kaffee-Treff? Kuchen?“ Ich zeige auf meine Tüte.

Zehn Minuten später habe ich Mattheus, ein vier Wochen altes, eritreisches Baby auf dem Arm. Sämtliche Anspannung ist wie weggeblasen und ich strahle in die Augen der stolzen Eltern zurück. Ich bin glücklich, dass mich all die Zweifel, Vorurteile und ein bisschen Angst nicht davon abgebracht haben hierher-zukommen. 
 
Beim Kaffeetrinken auf dem Hof lerne ich Mallake und Brehan kennen und es ist genau so wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie erzählen von ihrem Weg nach Europa und dem Leben in ihrem Heimatland, sie können kaum glauben, dass ich nur einen Bruder habe und schon 15 Jahre lang „zur Schule“ gehe, sie sind neugierig, lachen, essen Kuchen und machen mir große Lust darauf, bald wiederzukommen. Zum Deutschkurs, zum Kaffeetrinken und zum besseren Kennenlernen. 
Selam! (Tirginisch) - Hallo!

Donnerstag, 13. August 2015

Sommerabend

Ich liege auf der Straße.
Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht.
Und ich habe Inlineskates an meinen Füßen.
Das hatte ich auch schon lange nicht mehr. 
Der Himmel über mir sieht aus, als hätte jemand Heidelbeeren
in Milch zerdrückt und noch nicht richtig umgerührt.
Überall um mich herum zirpen Grillen und erinnern
mich an die Italienurlaube in meiner Kindheit.
Der warme Asphalt zeugt von der Hitze des Tages und
die Luft fühlt sich an, als könnte man sich darin auflösen.
Und ich versinke vollkommen in diesem Augenblick,
denke weder an gestern noch an morgen. 

Im Sommer erscheint mir jeder Abend in
geschlossenen Räumen als reine Verschwendung.



Mittwoch, 12. August 2015

Mix it!

Vor zweieinhalb Jahren habe ich euch von meinem allerersten Grünen Smoothie berichtet. Seitdem träume ich von einem Mixer, der die Zellwände der grünen Blätter (im Gegensatz zu meinem altersschwachen Pürierstab) wirklich aufschließt und ein wunderbar samtiges Mundgefühl erzeugt. Eine Sammelpunkteaktion hat mir diesen Wunsch jetzt endlich erfüllt. =)
Grüne Smoohties sind super, weil der Körper durch den Zellaufschluss eine Menge Vitamine, Mineralstoffe, Phytamine etc. aufnehmen kann, die normalerweise nicht ausreichend verwertet werden. Angeblich steigen dadurch Leistungsfähigkeit, Konzentration und Abwehrkräfte, in vielen Büchern werden Smoothies zum Allheilmittel erklärt. 
Mir macht es einfach Spaß, immer neue Zutaten auszuprobieren. Vor allem, weil sich auch Wildkräuter und die Blätter vieler Bäume und Sträucher eignen. Und natürlich dürfen für den Geschmack leckere Früchte wie Bananen, Beeren oder Mangos nicht fehlen. Lässt sich auch super mit zur Arbeit nehmen. ;)



Bilder 1 + 2: Himbeerblätter, Romanaherzen, Banane, Nektarine, Pflaumen, Basilikum
Bild 3: Rucola, Banane, verschiedene Kräuter, Ingwer, Leinsamen

Sonntag, 9. August 2015

Old School

Wann hast du das letzte Mal ein Foto mit einer analogen Kamera gemacht? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich von der "Cheap Camera Challenge" meiner Uni hörte und habe entschieden, dass das schon viel zu lange her ist. Mit einer Einwegkamera aus der Drogerie sollten 27 Fotos geschossen und dabei die eingeschränkten technischen Möglichkeiten bestmöglich genutzt werden.
Die größte Schwierigkeit lag wohl darin, mithilfe des sehr einfachen Suchers den gewünschten Bildausschnitt festzulegen und die Lichtverhältnisse richtig einzuschätzen. In jedem Fall hat es viel Spaß gemacht mal wieder ohne Vorschaufunktion einfach ins Blaue zu fotografieren, gespannt darauf zu warten, auf wie vielen der Fotos nach dem Entwickeln überhaupt etwas zu sehen sein würde und sich an das ursprüngliche Prinzip der Fotografie zu erinnern.




Donnerstag, 9. Juli 2015

Share it!

Seit Anfang Juni wird der Lebensmittelverschwendung endlich auch in Freiberg der Kampf angesagt. In einer offiziellen Foodsharing-Gruppe können nicht mehr benötigte Lebensmittel verteilt oder der Überschuss aus kooperierenden Märkten und Unternehmen abgeholt werden.

Gestern haben wir mit freundlicher Unterstützung der Chemnitzer Foodsharer und der AG Umwelt ein Kennenlern-Grillen veranstaltet und die Resonanz war großartig. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit den verschiedensten Leuten ins Gespräch zu kommen und so einige Missverständnisse und Vorurteile über die Organisation aus dem Weg zu räumen. Und nebenbei gab es natürlich leckere gerettete Lebensmittel. ;)



Freitag, 3. Juli 2015

Federleicht

Nach der Arbeit spontan die Fahrräder schnappen und mit dem Liebsten an den Badeteich fahren. Völlig erschöpft dort ankommen, im eiskalten Wasser abkühlen und danach geschafft aber glücklich in der Sonne liegen und zuckersüße Honigmelone genießen. Und plötzlich ist sie wieder da - die Unbeschwertheit und Sorglosigkeit, die ich so lange vermisst habe. 

Gestern haben wir Abendessen und Wein eingepackt und sind ein Stückchen weiter an einen Steinbruch gefahren. 


Das Klischee vom faulen Studenten hält sich immernoch hartnäckig, aber tatsächlich kann ich in diesem Jahr, in dem ich „einfach nur“ für 8 Stunden arbeiten muss, den Sommer das erste Mal seit Studienbeginn in vollen Zügen genießen.

Ich wünsche euch für die nächsten Monate eine Menge Sonne, leckeres Eis, entspannte Grillabende und ganz viel Zeit für Badeausflüge und Fahrradtouren. 

Donnerstag, 21. Mai 2015

grün - gratis - großartig!


Als ich vor einem Jahr meine erste "Schrot&Korn"-Ausgabe in den Händen hielt, staunte ich nicht schlecht. Schon auf der Titelseite wurden genau die Themen angesprochen, die mich in den vorangegangenen Wochen beschäftigt hatten: das Freihandelsabkommen TTIP, Fairtrade-Kleidung, die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit und dann auch noch leckere Grillrezepte! ;)
Die Zeitschrift gibt es kostenlos in den meisten Bioläden und ich freue mich auch jetzt noch jeden Monat darauf, mir eine neue Ausgabe abzuholen. Obwohl mir manche Artikel und empfohlenen Lebensmittel doch ein bisschen zu Öko-Bio-fanatisch sind, machen die Berichte und Rezepte einfach nur Lust auf gesundes Essen und eine verantwortungsvolle Lebensweise.

In der Mai-Ausgabe geht es zum Beispiel um antibiotikaresistente Keime und die Versauerung der Ozeane, aber auch darum, wie man Spargel mit Erdbeeren kombiniert und was man mit Oliven so alles anstellen kann - absolut empfehlenswert! =)